Schlaganfall (Apoplex)
Was genau ist ein Schlaganfall und wie erkennt man ihn? Definition, Zahlen, Ursachen, Symptome, mögliche Folgen und Maßnahmen der ersten Hilfe im Überblick
Was ist ein Schlaganfall?
Wichtig: Jeder Schlaganfall ist ein Notfall. Es gilt: "Zeit ist Hirn". Das heißt je schneller Helfer reagieren und den Patienten einer sachgerechten Versorgung zuführen, umso eher kann der Schaden minimiert werden. Zögern Sie also nicht, sofort beim Auftreten der Symptome eines Schlaganfalls bei Ihnen oder einer anderen Person den Rettungsdienst unter der Nummer 112 zu alarmieren!
Was passiert bei einem Schlaganfall im Körper?
Ein Schlaganfall ist eine mehr als 24 Stunden anhaltende Störung der Gehirnfunktion aufgrund einer plötzlichen Minderversorgung eines Hirnbereichs mit Blut. Das bedeutet: Die grauen Zellen in einem bestimmten Gehirnbereich erhalten nicht mehr ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe. Sie drohen daher abzusterben. Je nachdem wie stark und wie lange die Durchblutung beeinträchtigt ist, kann das betroffene Gehirnareal seine Aufgabe entweder vorläufig oder dauerhaft nicht mehr erfüllen. Die sicht- oder spürbaren Folgen der beeinträchtigten Gehirnfunktion können zum Beispiel Probleme beim Sprechen, Lähmungen von Gliedmaßen, ein hängender Mundwinkel oder Sehstörungen sein.
Verschwinden diese Ausfälle sehr rasch oder zumindest innerhalb von 24 Stunden wieder, sprechen Mediziner von einer vorübergehenden (transitorischen) ischämischen Attacke (TIA). Man sollte aber beim akuten Auftreten von Schlaganfallsymptomen auf keinen Fall abwarten, sondern auch bei einer TIA umgehend die „112“ anrufen: Denn das Risiko für einen Schlaganfall ist nach einer TIA deutlich erhöht. Um Schlimmeres möglichst zu vermeiden, sollten sich die Betroffenen rasch in ärztliche Behandlung begeben.
Weitere Informationen: TIA: Den Mini-Schlaganfall erkennen (www.apotheken-umschau.de)
Für die Störung der Durchblutung des Gehirns gibt es zwei Hauptursachen: In etwa 80 Prozent der Fälle sind Blutgefäße "verstopft", beispielsweise durch ein verschlepptes Blutgerinnsel (Embolus) oder aufgrund einer Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). Dies bezeichnet man als ischämischen (weißer) Schlaganfall. Seltener ist der Schlaganfall durch eine Blutung im Gehirn verursacht (hämorrhagischer oder roter Schlaganfall).
Zahlen und Fakten
In Deutschland erleiden etwa 260.000 Menschen pro Jahr erstmals einen Schlaganfall. Mehr als 80 Prozent der Betroffenen sind über 60 Jahre alt. Doch auch Jüngere kann es treffen: Laut Schätzungen treten etwa fünf bis zehn Prozent der Schlaganfälle bei unter 50-Jährigen auf. Selbst Neugeborene und Kinder können einen Schlaganfall erleiden!
Symptome: Woran erkennt man einen Schlaganfall?
Ein Schlaganfall kann - je nach betroffenem Gehirnareal und Schweregrad - ganz unterschiedliche Symptome zur Folge haben. Während bei dem einen Patienten ausschließlich der Mundwinkel etwas hängt, kann der andere schlagartig nicht mehr sprechen, sieht nichts mehr oder kann Arm und/oder Bein nicht mehr bewegen. Neben Sprach- und Sprachverständnisstörungen, Sehstörungen, Lähmungen und Taubheitsgefühlen, die typischerweise nur eine Körperhälfte betreffen, können auch ein plötzlich einsetzender, starker Schwindel, Gangstörungen oder seltener starke Kopfschmerzen auftreten. Mehr dazu lesen Sie im Kapitel Symptome.
Der weibliche Schlaganfall
Frauen erleiden - außer in der Altersgruppe der über 85jährigen – etwas seltener als Männer einen Schlaganfall. Aber sie sterben öfter daran. Dies wird auf verschiedene Ursachen zurückgeführt: So ist zum Beispiel das Erkrankungsalter im Durchschnitt höher, damit sind die Regenerationschancen geringer. Auch die Symptome können bei Frauen anders ausfallen, so dass die Diagnose eventuell erst später gestellt wird. Aufgrund der höheren Lebenserwartung leben zudem viele ältere Frauen allein, so dass häufig zunächst niemand den Schlaganfall bemerkt.
Folgen eines Schlaganfalls
Entscheidend, um die Folgen zu mildern, ist ein möglichst rascher Behandlungsbeginn. Bei mehr als der Hälfte der Personen, die einen Schlaganfall erleiden, ist nach einem Jahr noch eine unterschiedlich stark ausgeprägte Behinderung festzustellen. Laut den Ergebnissen einer Nachbefragung des Schlaganfallregisters Nordwest-Deutschland leben etwa 70 Prozent aller überlebenden Schlaganfall- und TIA-Patienten drei Monate nach dem Ereignis relativ unabhängig zuhause. Allerdings weisen 25% der überlebenden Patienten schwere Einschränkungen der Aktivitäten des täglichen Lebens auf.
An die akute Therapie im Krankenhaus schließt sich in der Regel eine Rehabilitation an. Für viele Schlaganfallpatienten heißt es nicht den Mut verlieren: Da das Gehirn auch bei Erwachsenen eine gewisse Plastizität besitzt, können sich die aufgetretenen Störungen und Behinderungen über Monate hinweg zurückbilden. Auch mehr als ein halbes Jahr nach einem Schlaganfall lassen sich noch weitere Verbesserungen erreichen.
Eine verständlicherweise häufige Schlaganfallfolge ist die Depression. Hier gilt es frühzeitig mit Medikamenten, die depressive Symptome wirkungsvoll lindern helfen – sogenannten Antidepressiva, einzugreifen. Studien zeigen, dass eine frühzeitige medikamentöse Behandlung der Depression günstigere Voraussetzungen für eine Rehabilitation schafft und damit das Behandlungsergebnis verbessert.
Erste Maßnahmen bei einem Schlaganfall
Wenn Sie bei sich oder einer anderen Person den Verdacht auf einen Schlaganfall haben, alarmieren Sie umgehend den Rettungsdienst. Denn ein Schlaganfall kann tödlich sein und jede Minute zählt! Wählen Sie die 112, äußern Sie Ihren Verdacht, schildern Sie die Symptome und warten Sie anschließend die Rückfragen der Leitstelle ab. Falls außer Ihnen weitere Personen zugegen sind, können Sie diese Aufgabe auch jemandem übertragen, während Sie erste Hilfe leisten.
Lassen Sie den Betroffenen nicht alleine, sprechen Sie mit ihm und beruhigen Sie ihn. Wenn er bei Bewusstsein ist, sollten Sie ihn auf dem Rücken und mit leicht erhöhtem Oberkörper (circa 30°, zum Beispiel durch ein Kissen im Rücken) lagern. Ist er bewusstlos oder erbricht er, legen Sie ihn stattdessen in die stabile Seitenlage. Überprüfen Sie regelmäßig Atmung und Puls! Falls Sie keine Atmung oder keinen Herzschlag feststellen können, beginnen Sie sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen. Geben Sie dem Betroffenen nichts zu trinken und zu essen, da seine Schluckfunktion gestört sein könnte. Falls Zahnprothesen die Atmung behindern könnten, nehmen Sie sie heraus. Öffnen Sie gegebenenfalls beengende oder einschnürende Kleidung.
Nach dem Eintreffen wird sich der Rettungsdienst oder Notarzt um den Patienten kümmern und ihn - falls sich der Verdacht auf einen Schlaganfall bestätigt - in die Klinik transportieren. Mehr über die weitere Behandlung lesen Sie im Kapitel Therapie.